Die Erkenntnis, dass Emotionen und Stimmungen nicht nur in unserem Gehirn entstehen, sondern auch von unserem restlichen Körper gesteuert und gespeichert werden, ist die Basis der körperorientierten Psychotherapie (oder kurz Körperpsychotherapie).
Emotionen spiegeln sich im Körper wider
Wir alle haben vermutlich schon einmal erlebt, dass Emotionen auch im Körper wahrgenommen werden können. Zum Beispiel wird das Gesicht bei der Empfindung von Scham häufig rot und fühlt sich heiß an und Angst geht mit Übelkeit, Transpiration und einem angespannten Bauch einher. Auf der anderen Seite kann es vorkommen, dass während einer Massage oder einer Körperübung (z.B. beim Dehnen oder Yoga) plötzlich eine scheinbar unerklärliche Traurigkeit aufkommt oder sich vermeintlich grundlose Euphorie einstellt. Dies erklärt sich dadurch, dass Gefühle und bewegende Ereignisse vom Nervensystem mit physiologischen Reaktionen in unseren Muskeln, Organen und Bindegeweben des Körpers verknüpft werden. Verspannungen und andere Formen von Gewebeblockaden können aber verhindern, dass die Wechselbeziehung von Körper und Emotionen frei fließen kann, wenn etwas als bedrohlich empfunden wird.
Arbeit mit zurückgehaltenen Gefühlen
Die meisten Menschen erfahren irgendwann im Leben Ablehnung, verletzte Gefühle, fehlende Aufmerksamkeit, Überforderung oder sogar traumatische Erlebnisse. Nicht immer können wir uns an diese Situationen erinnern, aber der Körper kann durch bestimmte Trigger die damit verbundenen Gefühle wachrufen. Diese Arbeit mit dem somatischen Gedächtnis ist in der Regel viel direkter und intensiver als nur zu sprechen. Interventionen wie die Konzentration auf Teile des Körpers, Atemübungen, Körperübungen, das Halten oder die achtsame Berührung (durch die Klient*innen selbst oder nach vorheriger Absprache durch den Therapeuten) helfen dabei, mit den verdrängten oder blockierten Emotionen in Kontakt zu kommen. Danach kann weiter an den damit verbundenen Symptomen und an einer gesunden Regulation gearbeitet werden.
Eine gute Verbindung zum Selbst aufbauen
Gute Beispiele für die mögliche Anwendung der Körperpsychotherapie sind Ängste, psychosomatische Erkrankungen, niedriges Selbstwertgefühl, Hemmungen, Traumata oder unreife Verhaltensweisen. Das Ziel ist eine ausgeglichene Persönlichkeit, die Emotionen wie Freude und Ärger in angemessener Form wahrnehmen und Ausdruck verleihen kann, mit Höhen und Tiefen des Lebens umgehen kann und eine gesunde Verbindung zum Selbst aufrechterhält.